Böse Nachbarn - GCN
Kilian Pfeiffer (04.03.2005)

SYSTEM: GCN-PAL
ENTWICKLER: JoWood
GENRE: Adventure
SPIELER: 1 Spieler
HANDBUCH: Deutsch
MEMCARD: 2 Seiten
60HZ-MODUS: Nein
SCHWIERIGKEIT: 1-10
SECRETS: Nein
SPRACHHÜRDE: Keine
ALTERSFREIGABE: 3+
PLII: Nein
TERMIN: Erhältlich
PREIS: ca.20 Euro
KOMPLETTLÖSUNG: Nein
CHEATS / TIPPS: Nein
HIGHSCORES: Nein
LESERTESTS: Nein

   
Einleitung....

"Böse Nachbarn" sollte dem ein oder anderen von Euch bereits vom PC ein Begriff sein, denn dort heimste es - trotz mäßiger Bewertungen - gute Verkaufszahlen ein. Ein günstiger Preis bereits zum Release garantierte selbst für schlaffe Geldbeutel einige Stunden Spielspaß. Auf dem Gamecube wird der Titel ebenso zum Budget-Preis veröffentlicht, wobei man sagen muss, dass das Spiel etwas in der Menge an neuen Software-Produkten untergegangen ist. Nichtsdestotrotz vergessen wir das Spiel im Mag natürlich nicht und widmen uns im Folgenden dem eigentlichen Spiel von "JoWood".

Menus und die Story....

"Böse Nachbarn" wurde kein 60-Hertz-Modus spendiert, jedoch ist dies auch nicht weiter notwendig, da die technische Seite des Spieles eher bescheiden ist. Ruckeleinlagen oder dergleichen sind nicht zu finden, das Spielgeschehen spielt sich jedoch meist nur auf circa zwei Bildschirmen ab, Spezialeffekte Fehlanzeige! Eure MemoryCard wird mit lächerlichen zwei Seiten belegt, das Spiel ist daher für jede erhältliche Karte (nicht Spieler! ;-) ) eine Empfehlung!

Nachdem Ihr Euren Gamecube hoch gefahren habt, erwartet Euch das Hauptmenü, welches Euch vier Unterpunkte präsentiert. Zum einen dürft Ihr ein "Spiel starten", ein eigenes "Profil" erstellen, "Einstellungen" ( Spiel, Musikeinstellungen...) zum eigentlichen Spielverlauf vornehmen, beziehungsweise die "Extras" (Intro, Outro...) des Spieles begutachten. Neben dem eigentlichen "Standard-Modus", welcher im Folgenden näher erklärt wird, gibt es drei weitere Modi, welche Abwandlungen des Hauptspiels darstellen. Der "Albtraum-Modus" gewährt Woody lediglich ein einziges Leben und kann daher als verschärfter Schwierigkeitsgrad angesehen werden. Im "Ärger-Modus" hat Woody ebenfalls nur ein Leben in petto und soll gleichzeitig den Ärgerwert von Herrn Rottweiler bis zu einem bestimmten Wert empor treiben, um weitere Staffeln des Spieles frei zu schalten. Zu guter Letzt erwartet Euch der "Freispiel-Modus", in welchem Ihr bereits gespielte Folgen abermals betreten könnt, um zu testen, wie Ihr Rottweiler am schnellsten auf die Palme bringt.

Da Ihr ja jetzt über das Wesentliche Bescheid wisst, wollt Ihr bestimmt noch das eine oder andere zur Story von "Böse Nachbarn" erfahren. Woody, Hauptdarsteller einer Reality-Show, hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Nachbarn, Herrn Rottweiler, bis zur Weißglut zu ärgern. Dass ihm das gelingt, tüftelt er für den trotteligen Spanner die verschiedensten Streiche aus, so dass ein Kapitel erst dann endet, wenn Ihr genügend Münzen (für jeden erfolgreich durchgeführten Streich gibt es eine!) eingesammelt habt. Im Laufe des Spieles müsst Ihr insgesamt vier Staffeln zu je sechs Folgen durchlaufen, später macht Euch auch Rottweilers Mutter schwer zu schaffen. Vor allem wenn man bedenkt, dass Familie Rottweiler jede Angelegenheit mit fiesen Fausthieben regelt.

Das Gameplay....

Als Woody bewegt Ihr Euch durch die unterschiedlichsten Szenarien, wobei ein Kapitel meist nicht mehr als vier Bildschirme füllt. Unter anderem schleicht sich Woody in Rottweilers Haus, im späteren Spielverlauf auf einen Luxuskreuzer oder aber auf die weltberühmte "Chinesische Mauer". Ebenso mischen zu einem späteren Zeitpunkt Fifi und Töle, die Hunde der Rottweilers, kräftig im Spielverlauf mit. Meist bewachen sie einen bestimmten Bereich, so dass sich unser Protagonist auf leisen Sohlen durch die Locations hindurch bewegen muss. Andernfalls wird der Wachhund alarmiert und verständigt sein Herrchen, welches sich sogleich auf die Socken macht, Woody in die Finger zu bekommen. Olga, eine maskuline Ex-Sportlerin, ist der Schwarm von Herrn Rottweiler, der wirklich jede Gelegenheit schamlos ausnutzt, um ein Auge auf nackte Haut zu werfen.

Die Steuerung wurde für den Gamecube hervorragend umgesetzt, es gibt so gut wie keine Schwierigkeiten, Woody durch die Szenerien zu steuern. Trefft Ihr auf bestimmte Gegenstände, welche sich beispielsweise mitnehmen lassen, erscheint eine Blase, die das Objekt darstellt und Euch die Sicherheit gibt, dass man damit etwas anfangen kann. Ein herum liegender Diamant lässt sich gut im Inventar verstauen, um ihn an anderer Stelle sinnvoll in eine Vertiefung zu legen, die wiederum einen Mechanismus aktiviert. Oder Ihr dirigiert Woody zu einem Seeigel am Strand, welcher sich perfekt dazu eignet, als Sitzkissen in Rottweilers Liegestuhl zu dienen. Da jedes zu verändernde Objekt durch eine Blase (Sprech-, Gedanken-, Denkblase) dargestellt wird und die Szenarien relativ überschaubar sind, ist das Spiel selbst für Anfänger einen Blick wert. Kopfnüsse, welche Eure volle Konzentration benötigen, kommen in "Böse Nachbarn" nie vor.

Eine Münzanzeige zeigt Euren Fortschritt der aktuellen Folge und wie viele Streiche es noch zu erledigen gilt. Für jeden Streich wird Woody eine Münze gutgeschrieben, anfangs besteht eine Folge noch aus vier Streichen, zum Ende des Abenteuers dürft Ihr gut und gerne acht fiese Spielereien aushecken, um Familie Rottweiler an die Grenzen des Tobsuchtsanfalls zu bringen. Unser Protagonist startet jede Folge mit drei Leben. Solltet Ihr von einem Familienmitglied (inklusive Hunde) entdeckt werden, gilt es, auf Tauchstation zu gehen. Herr Rottweiler spurtet Euch sogleich hinterher, ein nahe liegender Kleiderschrank bietet beispielsweise den bitter benötigten Schutz vor einer Schlägerei und dem damit verbundenen Verlust eines Lebens. Woody kann nur dann entdeckt werden, wenn er sich im gleichen Raum/in der gleichen Umgebung wie Herr Rottweiler beziehungsweise dessen Familienmitgliedern befindet. Da die Örtlichkeiten gut sichtbar durch Treppen oder Abgrenzungen getrennt sind, wisst Ihr immer Bescheid, ob Ihr gerade eben entdeckt werden könnt oder keine Gefahr besteht.

Manche Streiche wollen zeitlich gut abgepasst werden, vor allem dann, wenn Tiere darin verwickelt sind. Eine Qualle unter einem Toupet verweilt eben nicht unbegrenzt darunter, gleiches gilt für die Sonnencreme, welche Woody präpariert hat und die beständig von Honigbienen angezogen wird. Wisst Ihr zu einem gewissen Zeitpunkt im Spiel nicht mehr weiter, lassen sich zu jedem Objekt über die "X"- beziehungsweise "Y"-Tasten Hilfstexte anzeigen, die ab und zu kleine Ansätze einer Lösung bereit halten. Häufig trefft Ihr auf verschlossene Objekte, welche nur durch Bildsymbole (drei beziehungsweise vier gleiche an der Zahl) geöffnet werden können. Darin befinden sich dann wiederum Gegenstände, die Ihr für die weitere Folge noch benötigt. So kommt es auch durchaus vor, dass gewisse Objekte miteinander kombiniert werden müssen, um diesen daraus entstandenen Gegenstand an anderer Stelle einzusetzen. In einem Kapitel wartet Ihr ab bis Olga sich der täglichen Dusche hingibt und stibitzt ihr ihren Bikini. Kurz darauf stichelt Ihr mit einem Stöckchen eine Krabbe aus dem Sandboden hervor, welche Ihr in Verbindung mit dem Bikini als Schleuder verwenden könnt.

Auf Grund des relativ niedrigen Schwierigkeitsgrades dachten sich wohl die Entwickler, dass kleinere Kombinationsaufgaben allein nicht genügen. Daher müsst von mal zu mal ein bestimmtes Objekt innerhalb einer Zielscheibe halten, bis sich diese komplett grün gefärbt hat. Gleitet der Gegenstand zu weit an den Rand, geht Euer Fortschritt teilweise wieder verloren. Ist auch diese Aufgabe erfolgreich gemeistert, habt Ihr zumeist erneut einen neuen Gegenstand für Euer Inventar erspielt. Unmögliche Verstecke (in einer Lore, Rohr...) erfordern merkwürdige Minispielchen: ist Herr Rottweiler wieder einmal auf Eurer Fährte, könnt Ihr Euch in oben genannten Verstecken verbarrikadieren, müsst aber um nicht erkannt zu werden, eine Kugel auf einer Wippe halten. Fällt diese runter, plumpst Woody aus seinem Versteck und Rottweiler macht Hackfleisch aus ihm.

Am Anfang einer jeden Folge gilt es, den Tagesablauf von Herrn Rottweiler einzustudieren, so dass Ihr keine größeren Probleme damit mehr habt, von ihm urplötzlich überrascht zu werden. Rottweiler hat in jeder Folge einen sich immer wiederholenden Tagesrhythmus: nach dem Zubereiten seiner Mahlzeit, geht er in den Waschkeller um seine Kleidung zu waschen, hängt diese kurz darauf auf dem Balkon zum Trocknen auf, um sie danach zu bügeln. Selbst im Urlaub ändert sich sein Rhythmus zu keinem Zeitpunkt und bereits nach kürzester Zeit sollte Euch das Spielprinzip in Fleisch und Blut übergegangen sein.

Grafik & Sound....

In grafischer Hinsicht wird das Spiel den Ansprüchen an ein derartiges Spiel gerecht (Comic-Grafik), zu viel sollte man sich aber nicht erwarten. Aber es war mit Sicherheit auch nicht das Anliegen der Entwickler, eine Grafikgranate in die Startlöcher zu stellen. Die Streiche wurden nett in Szene gesetzt, ein kurzes Intro sowie Outro geben dem Spiel den notwendigen Rahmen. Zwischensequenzen fehlen hingegen. Die Umgebungen wurden hübsch in Szene gesetzt, die Animationen der Charaktere wirken hölzern, jedoch kann das Gezeigte dennoch gefallen.

Sprachausgabe fehlt im kompletten Spiel, das applaudierende Publikum gibt "Böse Nachbarn" die gewisse "Reality-Show"-Atmosphäre. Die swingende Musikuntermalung - zu weiten Teilen des Spieles - ist insgesamt zu monoton. Zwar ändert sie sich während des Spieles das eine oder andere Mal, trotzdem hätte man sich mehr erwartet.

Fazit....

"Böse Nachbarn" ist ein eigenes Spielprinzip, welches aber durchaus Spaß machen kann. Für Profis wird der "Standard-Modus" wohl zu einfach sein, die drei anderen Modi können hier jedoch für Abhilfe schaffen. Nette Kombinier-Aufgaben machen das Spiel zu einem angenehmen Zeitvertreib für Zwischendurch. Obwohl die Spielzeit sich in Grenzen hält, kann man das Spiel wegen seines günstigen Preises gerne weiter empfehlen. Ein Multiplayer blieb "Böse Nachbarn" allerdings verwehrt. Witzige Streiche können gefallen, auch die Szenarien wurden liebevoll gestaltet. Pfennigfuchser sollen auf jeden Fall einen Blick auf das Stück Software werfen, einen Fehler macht Ihr dabei mit Sicherheit nicht. "Böse Nachbarn" gibt es neu für unter 20 Euro zu kaufen. Greift zu!

 

+ Comic-Grafik
+ einsteigerfreundlich
+ witzige Streiche
+ liebevoll in Szene gesetzt
+ günstiger Preis
- technisch unterdurchschnittlich
- Hauptspiel zu leicht
- banale Minispiele

GRAFIK: 50%

SOUND/EFFEKTE: 61%

MULTIPLAYER: --

GESAMTWERTUNG: 66%

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