SYSTEM:           GCN - PAL
ENTWICKLER:
Ubi Soft

GENRE:             RPG
SPIELER:          1 Spieler
HANDBUCH:    Mehrsprachig
MEMCARD:      4 Seiten
60Hz Modus:      NEIN

SCHWIERIGKEIT:    3-6
SECRETS:                JA
SPRACHHÜRDE:    Gering
PREIS:                       ca.60 Euro
TERMIN:                     Erhältlich

Dieser Testbericht wurde geschrieben von Kilian Pfeiffer am 28.02.2003


CHEATS: NEIN
KOMPLETTLÖSUNG: NEIN
TIME TRIAL / SCORES: NEIN

Rollenspiele auf dem Gamecube sind bis dato eine seltene Angelegenheit. Umso erfreuter ist man, wenn man ohne große Vorankündigung ein Spiel präsentiert bekommt, dass auch noch genau jene Zutaten enthält, die das Genre der Rollenspiele ausmacht: neben einer eigenen Party, die diffizile Waffentechniken sowie das Handwerk der Zauberkunst beherrscht, findet man eine Vielzahl an Nebencharakteren, die die Spielwelt mit Leben erfüllen. Des weiteren eine epische Story, die durch eine Vielzahl von Zwischensequenzen weitergesponnen wird. Nicht zu vergessen die unterschiedlichsten Bösewichter sowie eine eigene Gruppe, die durch Erfahrungspunkte in höhere Levelweihen vordringt. Mit diesen Ingredienzien gerüstet, macht Ihr Euch nun auf, das Land sowie eine ganze Zivilisation vor der Armee des Achten Imperiums zu beschützen. Euer Hauptcharakter ist Mag - ja, Ihr lest richtig! - ein Junge, der seine Jugend in Pannam Town verbracht hat und schon seit Jahren davon träumt, ähnlich berühmt zu werden wie seine Eltern, großartige Abenteurer aus dem Geschlecht der Launcher-Familie. Nur wenige Auserkorene sind in der Lage Cyframes zu benutzen, spezielle Relikte, die seit Äonen von Jahren in den Tiefen dunkler Verliese verweilen - auch Mag ist solch ein Erwählter. Zusammen mit seinem treu ergebenen Butler Gre Nade, ist Mag bestens für zukünftige Abenteuer gerüstet. Jedoch steht das Schicksal der Launcher-Familie unter keinem guten Stern: Mag's Eltern sind seit ihrem letzten Abenteuer wie vom Erdboden verschwunden, niemand weiß wo sie sich aufhalten. Für Mag ist die Situation wie ein Schlag in's Gesicht, seine Eltern gehörten doch zu seinen großen Vorbildern…Auch nachdem das mysteriöse Mädchen Linear Cannon vor drei Jahren mit einem Brief in der Hand vor Mag's Haus aufkreuzte, konnte diese keine Klarheit in das Verschwinden seiner Eltern bringen. Obwohl der Brief von Mag's Vater verfasst wurde, stand nicht viel mehr darin als: "Mag, beschütze das Mädchen Linear!". Linear selbst schweigt sich darüber aus, stellt für Mag sowie seinen Butler Gre Nade aber dennoch eine unverzichtbare Bereicherung dar. Nichtsdestotrotz stößt Mag auf weitere Weggefährten, die im Laufe der Zeit in die Gruppe eingeklinkt werden können und zusehends zum Erfolg beitragen. Dazu gehört zum einen Chain Gun, ein Mädchen aus dem Gun-Clan, dass sich wie vom Blitz getroffen in Mag verliebt. Zum anderen Pepper Box, eine gestandene Frau, die mit ihren Reizen zu begeistern weiß und durch tatkräftige Unterstützung ein wichtiger Faktor im Team wird. Auf der Seite der hinterhältigen Schurken steht Eugene Leopold, Kommandant der 8. Imperialen Armee und gleichzeitig ein begeisterter Fan von Linear. Um alles in der Welt will er das Mädchen besitzen, vor allem wegen der Kraft, die tief in ihr schlummert.


Mehr will ich zur Story eigentlich nicht loswerden, Ihr sollt selbst auch noch etwas von der Faszination der verständlich-gestrickten Geschichte erleben. Nur soviel: macht Euch gefasst auf einen undurchsichtigen Charakter, der auf unscheinbare Weise in die Nähe von Linear tritt...Nachdem man sich das Handbuch zur Genüge vorgenommen hat, kann man sich jetzt dem eigentlichen Spiel zuwenden. Vorne weg: das Spiel ist ausschließlich für den Single-Player-Modus ausgelegt, Multiplayer kommen bei Evolution Worlds leider etwas zu kurz. Auch am 60Hz-Modus haben die Entwickler gespart, negative spielerische Auswirkungen sind mir aber im Testzeitraum nicht aufgefallen. Mit vier Seiten (obwohl acht auf dem Packungsrücken stehen!) auf der Memory Card hält sich das Spiel im annehmbaren Bereich, niemand muss sich extra für dieses Spiel eine weitere Karte zulegen. Ein Hauptmenü wie üblich findet man nicht, es bleibt dem Spieler lediglich selbst überlassen, ob er sich für "Continue" oder "New Game" entscheidet. Des Weiteren hat man die Möglichkeit den Rumbler ein- beziehungsweise auszustellen. Sogleich geht das Spiel in die heiße Phase, sprich, man findet sich im ersten Kampf wieder. Kämpfe stellen im Allgemeinen einen sehr wichtigen, extrem umfangreichen Part dar, die Dungeons generell sind voll gestopft mit gegnerischen Kreaturen. Doch dazu später mehr. Zuerst widmen wir uns den Städten, die eigentlicher Dreh- und Angelpunkt im Spiel sind. Anfangs findet die Handlung in Mag's Heimatstadt Pannam Town statt. Wichtiger hingegen ist Museville, ein Ort von dem aus die meisten Abenteuer begonnen werden. Typisch für eine Stadt ist Eure Unterkunft, in Museville ein wunderschönes Hotel. Dort habt Ihr die Möglichkeit zu nächtigen sowie Eure Items zu verwalten. Anfangs könnt Ihr 30 Gegenstände mit Euch führen, jedoch bekommt Ihr mit der Zeit einen größeren Verstauungsraum, so dass diese Zahl zunimmt. Im Hotel selbst könnt Ihr bis zu 200 Gegenstände deponieren, die Ihr aber nach Belieben wieder bei Euch führen könnt. Neben einem Itemladen findet man in Museville auch einen Ausrüstungsshop, bei dem man unterschiedlichste Ausrüstungsgegenstände für alle möglichen Körperregionen käuflich erwerben kann. Nicht allen Charakteren kann man beispielsweise alle verfügbaren Stiefel über die Füße ziehen. Hat man aber ein schickes Paar gefunden, wirken sich dessen Fähigkeiten auf die Werte, wie Angriff, Verteidigung oder Glück, aus. Des Weiteren ist es möglich Kopfbedeckungen oder Körperbekleidungen vom hart verdienten Geld zu kaufen.

In einem eigens dafür vorgesehenen Shop kann Eure Party ihre Cyframe-Relikte (Waffen) durch Upgrade-Kits erweitern und dadurch bessere Attacken wie durchschlagende Riesenhämmer- oder furchterregende Explosionsangriffe erlernen. Obwohl Mag, Chain sowie Pepper Cyframe-Benutzer sind, kann Linear und der Butler Gre lediglich mit einer Pfanne respektive Schrotflinte attackieren. Linear's Aufgabengebiet ist aber umso wichtiger, ist es gerade das Mädchen, dass die schlimmsten Attacken im Kampf heilen oder diverse Parameter wie den Angriff oder die Verteidigung für den Kampfverlauf um einige Prozentpunkte erhöhen kann. In Museville selbst trifft man auch auf dessen Bewohner, die immer für einen Plausch zu haben sind und teilweise auch Interessantes zu berichten haben. Konversationen laufen dabei beinahe durchgehend in flüssigster, englischer Sprachausgabe ab, die einfach fabelhaft gelungen ist. Derartig gute Sprecher, die ohne Ausnahme perfekt auf ihre Charaktere zugeschnitten sind. Von quietschigen Kinderstimmchen bis hin zu tiefen, weise-klingenden Professorenverschnitten reicht die Palette - jedoch immer komplett englisch gehalten mit den passenden Untertiteln - leider auch in Englisch. Lediglich die Anleitung ist in Deutsch verfasst, Englischunkundige werden mit diesem Spiel und dessen Textlastigkeit höchstwahrscheinlich vor eine empfindliche Geduldsprobe gestellt. Im Gegensatz zu den semiprofessionellen, deutschsprachigen Stimmen in Mystic Heroes, ist den Synchronsprechern bei Evolution Worlds ein kleines Meisterstück gelungen, das Respekt verdient - und daher wieder mal ein positives Beispiel, dass englische Sprachausgabe oftmals atmosphärisch besser ist als ihr deutsches Pendant. Um Aufträge zu erhalten, muss Eure Party zur "Society" gehen, der Gesellschaft, die in einem Forschungsinstitut residiert und für altertümliche Artefakte und Relikte viel Geld aufwendet um jene Wissensgebiete detailliert zu erforschen. Habt ihr von dieser Stelle eine Erlaubnis erhalten, ein gewisses Gebiet zu erforschen, müsst Ihr Museville verlassen und auf die Weltkarte begeben, auf der Ihr alle verfügbaren Orte anwählen könnt. Mit der Zeit habt Ihr die Möglichkeit alle bereits besuchten Dungeons erneut zu besuchen. Ein zweiter Besuch eines bestimmten Gebietes schadet insofern nicht, da es im gesamten Spiel 200 "Appraisals" gibt, Objekte, die in Kombination wertvolle Artefakte darstellen und die Euch von der Gesellschaft für ein Heidengeld abgenommen werden. Daher ein großer Anreiz, die gesamte Liste mit allen Artefakten zu füllen, wobei man in den Levels gerne mal eine Kiste mit wertvollem Inhalt übersieht.


Zu den Dungeons im Allgemeinen gibt es auch genug mitzuteilen. Aufgebaut sind diese meist aus vielen Ebenen, die größtenteils zufallsgeneriert sind. Ziel ist es mit seiner Gruppe die oberste Ebene zu erreichen und den Endkampf zu bestreiten. Innerhalb der einzelnen Ebenen läuft man nun durch Gänge, teilweise unterbrochen von ein paar Räumen, die mit eventuellen Kisten, gefüllt mit Items sowie "Appraisals", oder Fallen in Form von todbringenden Stacheln, Euch als Abenteurer begegnen. Die Dungeons sind vom Aufbau her ein Fall für das "Labyrinth der Meister". Trotz einer kleinen eingeblendeten Karte und des angepriesenen Zufallsgenerators, erweisen sich die Dungeons größtenteils als archetektonischer Riesenreinfall. Wie kann man ein derart umfassendes Abenteuer mit solch langweiliger Gang-Raum-Gang-"Abwechslung" ausstatten? An beinahe jeder Ecke sitzt eine feindliche Kreatur, die nur darauf wartet, Euch mit einem rundenbasierten Kampf zu überraschen. Und schwupp di wupp ist man in einen Kampf verwickelt. Diese Kämpfe sind insgesamt sehr gut gelungen, hat man doch die Möglichkeit jedem Charakter nacheinander einen Befehl zuzuteilen. Jedoch ist die pure Masse an Kämpfen einfach ein wenig übertrieben. Häufig erwischt man sich dabei, sofort nach Kampfbeginn die Füße in die Hand zu nehmen und schnurstracks abzuhauen. Hätten sich die Entwickler ein wenig mit kämpferischen Auseinandersetzungen zurückgehalten, würde dieser Kritikpunkt wegfallen. Nichtsdestotrotz stellt der Kampf einen bedeutenden spielerischen Part dar, da man nur hier Tactical Points (TP) sowie Fight Points (FP) sammeln kann. TP sind für das Erlernen von Spezialangriffen oder -Fähigkeiten verantwortlich. Hat man eine gewisse Anzahl erreicht, kann man Belieben seine Cyframe-Angriffstaktiken erweitern und dadurch schlagkräftigere Superattacken erlernen. Um diese Angriffe dann auszuführen benötigt man FP, die man jedoch im Laufe eines Kampfes nach und nach zurückerhält. Der eigentliche Kampf findet in einem eigenen Bildschirm statt. Je nachdem ob man seine Gegner überrascht hat oder selbst überrascht wurde, hat man zu anfangs mehr oder weniger Angriffsmöglichkeiten. Hier gilt es nun seinen Verbündeten diverse Befehle zu geben, die vom normalen Waffenangriff, über eine Positionsveränderung und einen Itemeinsatz bis hin zum Gebrauch der interessanten Skills-Fähigkeiten gehen. Vor allem in Endgegnerkämpfen ist der Skillseinsatz unumgänglich, da nur erschütternde Superattacken wirklich Sinn machen. Die gegnerische Riege greift Euch ebenfalls an oder setzt magische Heilungssprüche auf deren eigene Kreaturen ein.

Sehr schön ist die unglaubliche Vielfalt an Feinden. Neben alltäglichen Angriffen hochaggressiver Krabben, wird man ebenso von kampferprobten, tonnenschweren Nashorn-Gebilden attackiert. Unidentifizierbare, ufoähnliche Schwebeformen wechseln sich ab mit dunklen Geistern, die vor allem im Bereich der Paralyse wahre Meister sind. Hat man einen Kampfbildschirm frei geräumt, wartet die Erfahrungspunktevergabe auf Euch. Mit diesen Punkten in der Tasche weiß jeder Abenteurer gut umzugehen, steigt man nach einer gewissen Zeit selbstständig in der Levelstufe auf. Resultierend daraus, verändern sich auch Basiswerte wie Angriff oder Verteidigung, die ebenfalls nach oben schnellen. Insgesamt gesehen ist das Durchschreiten der Dungeons auf jeden Fall motivierend, hingegen kann ich den "zufallsgenerierten" Levelaufbau beim besten Willen nicht verstehen. Die Entwickler müssten sich meiner Meinung nach selbst beim Probespielen gelangweilt haben, da beispielsweise 15 Ebenen am Stück nicht nur zeitlich einen Großteil in Anspruch nehmen sondern auch mit der Zeit tierisch auf die spielerischen Nerven gehen. Positiv zu werten ist ganz klar die Fülle an Zwischensequenzen, die meistens in Spielgrafik gehalten wurden. Nur selten werden dem Spieler technisch sehr schwache vorgerenderte, verpixelte Filmchen präsentiert, die leider in der Qualität, zum Rest der Grafik, bei weitem abfallen. Die Grafik an sich ist zweckmäßig, die Gänge innerhalb der Dungeons sind leider nicht viel mehr als ein immer wiederkehrender, öder Texturanstrich, der sich beinahe nie abwechselt. Und Ihr könnt mir glauben, dass nach zehn Ebenen ein neuer Tapetenanstrich bestimmt nicht schaden könnte ;-) . Innerhalb der Kämpfe werden der Spielgemeinde hübsche Effekte vorgeführt, die die technische Sahneseite des Spiels repräsentieren. Von einladenden Feuersinbrünsten über lasertechnisch einwandfreie Brutzelaction wird hier wirklich alles geboten. Die grafische Ansicht innerhalb der zwei Städte ist hübsch gelungen, ebenfalls lässt sich der spielerische Blickwinkel von der Vogelperspektive knapp über die Schulter Eurer Heldengruppe bewegen. Soundtechnisch gesehen, verwöhnen uns die Entwickler mit beinahe filmreifer Sprachausgabe ohne dass sie sich zu irgendeinem Zeitpunkt im Spiel billig vertont anhören würde. Die Musikuntermalung ist immer passend, hin und wieder kommt dem geneigten Musikgenießer auch der ein oder andere kleine Ohrwurm zum Mitpfeifen unter. Insgesamt gesehen werden sich bei diesem Titel die Geister scheiden, gab es immerhin schon zwei Teile für Sega's Dreamcast. Evolution Worlds stellt eigentlich keine wirkliche Neuerung dar, sondern vielmehr eine Zusammenstellung aus den bereits erschienenen Teilen.


Kritikpunkte der in die Jahre gekommenen älteren Titel wurden kaum verbessert, die Levels sind wie anno dazumal nicht sonderlich abwechslungsreich und einfach kein Maßstab für die heutige Generation an richtigen Rollenspielen. Hingegen kann ich ruhigen Gewissens behaupten - nach über 26 Stunden Testzeit - dass mir die Charaktere ans Herz gewachsen sind und das Einsammeln der wertvollen 200 "Appraisals" richtig motivierend ist. Ein weiterer Bonuspunkt ist die immense Spielzeit, die man zum Durchspielen aufbringen muss um wirklich alles gesehen zu haben. Rollenspieler könnten entzückt sein, Gelegenheitsspieler sollen besser die Finger von diesem Titel lassen. Ich weiß wovon ich rede (großes Entschuldigung an meine Freundin! Es kommt so schnell nicht wieder vor!) Um dem noch etwas entgegenzustellen, muss ich noch auf die große Kampfanzahl eingehen, da in diesem Bereich ein wenig Schindluder betrieben wurde. An beinahe jeder Ecke wird man attackiert, irgendwie wurde hier nicht gerade die goldene spielerische Mitte getroffen. Rollenspieler sollten auf jeden Fall mal einen Blick auf das Spiel werfen. Kampfunerprobte sollen lieber bei ihren Wurzeln bleiben.

PLUS - MINUS LISTE

+ professionelle Sprachausgabe
+ große Anzahl an sammelbaren Gegenständen
+ Zwischensequenzen en masse
+ liebliche Charaktere

- zu viele Kampfsituationen
- langweilige, abwechslungsarme Dungeons
- teilweise öde Texturen

ZUSATZINFOS / LINKS

- Publisher Ubi Soft
- GameCube Memcard
- GameCube Controller

 

KONKURRENZ

- Baldurs Gate DA
- Mystic Heroes
- Lost Kingdoms

WERTUNG

GRAFIK:
71%

MUSIK/SOUNDEFFEKTE:
76%

MULTIPLAYER:
--

GESAMTWERTUNG:
72%

 

Meinungen, Anregungen und sonstiges zum Test bitte an info@mag64.de

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