Geist - Lesertest
  Lesertest von Hendrik Vornhagen

Das Wichtigste vorweg: Geist ist DER Geheimtipp auf dem GameCube! Schade, dass es gekünstelt ein Geheimtipp ist. Im Grunde hätte dieser edle Shooter ein Blockbuster auf dem Cube werden müssen. Leider ist dies nicht möglich, da sich anscheinend die gesamte Fachpresse (traurigerweise inklusive dem Mag64) gegen das Spiel verschworen zu haben scheint. Durch die niedrigen Wertungen werden sicher viele abgeschreckt, sodass halt mehr als ein „Geheimtipp“ nicht bleibt.

Dass die vielen Magazin Wertungen nicht das Non-Plus-Ultra darstellen und nicht wirklich für bare Münze genommen werden müssen, will ich hier kurz verdeutlichen und damit eine klare zweite Meinung bieten! Wie Geist dabei funktioniert, lest ihr im Test selber durch. Ich will hier nur kurz anreißen, warum das Spiel für mich und viele andere Zocker (z.B. im Forum) mit der beste Shooter auf dem Cube ist.

Die Spielidee ist toll. Das bescheinigen ja sogar die zahlreichen Magazine. Allerdings versteh ich die Kritik daran nicht. Das Spiel sei linear und die Ideen nicht ausgegart bzw. die Lösungen der Rätsel viel zu simpel. Das kann ich einfach nicht bestätigen. Linearität ist natürlich vorhanden. Jeder Shooter (außer Metroid Prime) ist auf seine Art und Weise linear gewesen. Hat jemand Perfect Dark auf dem N64 kritisiert, weil man dort hintereinander und zu 100% linear die Level absolviert hat? Mit Sicherheit nicht! Man darf einfach bei Geist nicht den Fehler machen und es mit Metroid Prime vergleichen. Dass Geist deutlich mehr ein FPS ist als Metroid, zeigt allein die „normale“ EgoShooter Steuerung. Ich betone, Geist ist ein richtiger EgoShooter, der wahnsinnig gelungen das Spielgeschehen mit frischen Ideen und Rätseln auflockert. Die Rätsel sind richtig toll und was dort umgesetzt ist, hat mich das eine oder andere Mal richtig ins Stauen gebracht! Viele Lösungen kann sich zwar denken, das stimmt, aber das ist praktisch immer so. Außerdem gibt es bei Geist immer einen Unterschied zwischen „Ich weiß was ich machen muss“ und „Ich setze das auch in die Realität um“. Denn meistens weiß man zwar, was irgendwie zu tun ist, nur man muss erstmal die Ideen die man hat, richtig umsetzen. Insofern kann ich hier nur sagen, dass die tolle Geist-Idee richtig gut umgesetzt wurde und dass es einfach Spaß macht. Dann wurde die Steuerung von allen zerrissen. Sie ist nicht so direkt wie bei der Referenz TimeSplitters. Das gebe ich gerne zu. Sie ist etwas träger und langsamer. Das gibt dem Ganzen aber lediglich einen etwas taktischeres Reiz und gefällt mir sehr gut. Durch das etwas langsamere Drehen usw. (welches man ähnlich auch schon bei den Bond Teilen von EA gesehen hat) ist das Spiel einfach nicht mehr ganz so schießwütig wie TimeSplitters, wo man für Taktik und Verstecken gar keine Zeit hat. Und wo nun die Zielsteuerung „ungenau“ sein soll, wie es praktisch alle Tests sagen, versteh ich nicht. Nach kurzer Eingewöhnung, die mit Sicherheit sein muss, schießt es sich sehr gut und man trifft alles, was man gern treffen möchte. Vielleicht habe ich einfach ein anderes Spiel gespielt. Die Steuerung ist absolut in Ordnung. Sie ist nicht herausragend gut, aber mindestens genauso gut wie bei jedem anderen EgoShooter und insofern kein Negativpunkt.

Und die Atmosphäre? Was ist mit der, werden nun vielleicht einige fragen. Kann ich im Prinzip ebenfalls alle beruhigen. Das Spiel hat definitiv eine gute Atmosphäre. Viel mehr, als jeder andere Shooter auf dem GameCube in denen man laue Actionstorys ohne wirklichen Plot vorgesetzt bekam (mit Ausnahme von TS: Future Perfect). Geist ist Atmosphäre- mäßig eine Mischung aus Resident Evil, Perfect Dark und Metroid Prime. Die Mischung gelingt fast meisterhaft, sodass am Ende doch irgendwie eine ganz eigene Atmosphäre entsteht, die aber ständig wechselt. Eben war man noch in einem gruseligen Gemäuer und dann geht es durch Storywendungen vorgegeben im guten alten PD Stil durch ein Level. Vielleicht sind es diese teilweise abrupten Wechsel, die den Mags nicht gefallen haben. Ich weiß es nicht. Die Musik tut jedenfalls ihr Übriges zur Atmosphäre. Die Hintergrundmelodien sind mit das Beste, was ich in dieser Generation gehört habe. Teilweise sehr schön träumerisch, perfekt um einfach mal eine große verfallene Villa zu erkunden oder treibend bei den Shooter Gefechten oder auch mal völlig still, wenn es doch mal spannend wird. Die Stücke sind wirklich grandios schön. Nicht besonders gut, sondern allenfalls Mittelmaß sind die Effekte, das muss man leider sagen. Die Waffen klingen etwas dumpf, die Sprachausgabe ist nicht optimal und auch sonst sind die Soundeffekte eher 0815. Das stört aber die Gesamtbetrachtung praktisch gar nicht. Weil sie eben nur „Mittelmaß“ sind und nicht direkt stören.

Letzter großer Kritikpunkt war die Grafik. Hier muss man sich wirklich fragen, worüber sich die Tester beschweren! Ich sehe hier im Mag64 einige wirklich tolle Screenshots aus dem Game und gleich daneben wird sich beschwert, dass die Grafik nicht so toll sei. Die Levelgrafik ist (wenn man Metroid mal nicht als FPS zählt) die Beste von allen EgoShootern auf dem GameCube. Da reichen weder die TimeSplitters- Teile noch die unzähligen Bond Ableger heran. Es gibt detaillierte Räume, feine Lichteffekte und schöne Waffen zu bestaunen. Aber vor allem grandiose Kulissen. Stellt euch mal vor eine Wand und ihr werdet staunen. Kein Pixelmatsch, sondern gestochen scharfe Texturen, die teilweise einfach fantastisch wirken. TImeSplitters 2 hatte damals auch ähnliche Wände (Teil 3 komischerweise nicht mehr), aber Geist setzt da einfach noch einen drauf. Steine und Geröll sehen nicht wie Tapeten aus, sondern einfach wie Steine und Geröll aussehen sollten. Wer hier etwas anderes behauptet, muss ein anderes Spiel gesehen haben. Grafische Kritik kann man nur an den lahmen und schlecht inszenierten Zwischensequenzen, als auch an den Charakteren zulassen. Erstere lassen einfach die nötige Dynamik vermissen und es spielt dort einfach auch mit rein, dass den Charakteren dann doch irgendwie ein paar Polygone fehlen. Gegner wie Freunde sind beide irgendwie nie Schönheiten. Anscheinend hat man all die Grafikpower in den Kulissen verpowert und die Charaktere auf dem Stand von 2002 belassen. Das schmälert den grafischen Eindruck zwar ein bisschen, ändert aber nichts daran, dass es trotzdem grafisch der schönste FPS ist.

Alles in allem also meiner Meinung nach vollkommen unberechtigte Kritik an diesem Titel. Was es eben zu kritisieren gibt, habe ich angesprochen. Das sind die Soundeffekte, das ist die Charaktergrafik und vielleicht die etwas kurze Spieldauer. Nach 10-15 Stunden ist man durch. Allerdings gibt es wenig andere Shooter, die es anders machen. Auch ein Perfect Dark oder TimeSplitters 3 waren dieser Zeit vorbei. Und der Wiederspielwert bei Geist ist sehr hoch durch den guten Multiplayer und die vielen Geheimnisse in den Levels. Wer da 100% haben möchte, der bestimmt doppelt so lange am Game.

Bleibt mir also nur noch zu sagen: Wer EgoShooter und Adventure auch nur ansatzweise mag, sollte sofort zugreifen. Geist ist wohl das am meisten unterschätzte (und falsch bewertete) Spiel dieser Generation. Holt euch diesen Hit, denn zusammen mit TimeSplitters - Future Perfect gibt es auf dem Cube keinen besseren EgoShooter!

Positiv:
+ absolut abgefahrenes Konzept
+ grandiose Kulissen
+ bombastische Hintergrundmusik
+ Multiplayer
+ hoher Wiederspielwert durch sammelbare Items
+ sehr coole Geist-Fähigkeiten
+ große Abwechslung
+ interessante Story
+ sooo viele gute Ideen

Negativ:
- schlechte Soundeffekte
- mäßige Charaktermodelle
- erstmalige Durchspielzeit bei ca. 13 Stunden

Gesamtwertung: 89%

Vergleich:
TimeSplitters – Future Perfect 89%
James Bond – Nightfire 84%

Hendrik „Hobble“ Vornhagen