SYSTEM:           GCN - PAL
ENTWICKLER:
Neko

GENRE:             Action Prügler
SPIELER:          1 Spieler
HANDBUCH:    Deutsch
MEMCARD:      2 Seiten
60Hz Modus:      NEIN

SCHWIERIGKEIT:    1-10
SECRETS:                JA
SPRACHHÜRDE:    Keine
PREIS:                       ca.30 Euro
TERMIN:                     Erhältlich

Dieser Testbericht wurde geschrieben von Kilian Pfeiffer am 06.08.2003


CHEATS: NEIN
KOMPLETTLÖSUNG: NEIN
TIME TRIAL / SCORES: NEIN

Hatte ich mich auf Grund des ersten Kinofilms und der aktuellen Fortsetzung auf ein überzeugendes Lizenzspiel gefreut, mutmaßte ich bereits als ich die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers erfuhr mit eventuellen Qualitätseinbußen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt war es bisher unüblich, Spiele für unter 30 Euro zum Release in den Handel zu bringen. Nichtsdestotrotz ging ich mit Vorfreude und Tatendrang an das Spiel heran - leicht-verdauliche Prügelkost in Form eines "Scorpion King" (Gamecube) oder besser eines "Rival Turf" (SNES) konnten mich schon immer vor den Bildschirm locken. Was mir allerdings bei den drei Engeln blühte, ist bar jeglicher Vorstellungskraft - technisch ein Witz, gibt es beinahe nichts was einen gestandenen Videospieler hinter dem Ofen hervor locken könnte. Hier also der nächste Versuch - nach "Enter the Matrix" - auf Grund einer teuren, schlagkräftigen Lizenz, möglichst viel Geld aus den Portemonnaies der Kunden zu ziehen. Doch lest zunächst selbst was man von dem Titel erwarten darf. Auf Grund oben erwähnter technischer Rückstände wird man bei einem 60 Hz-Modus logischerweise nicht fündig, Eure MemoryCard verbraucht lediglich ordentliche zwei Seiten, obwohl - wie bereits häufig festgestellt - der Packungsrücken anderes verlauten lässt (vier Seiten). Einen kleinen Abstecher möchte ich auch zu der zum Spiel beiliegenden Anleitung machen, die Kritik durchaus verdient hat: Die Controllerbelegung ist teilweise komplett falsch beschrieben, demnach müsste man mit dem "Start/Pause"-Button springen, die "L"-Taste wäre für die Zielerfassung notwendig - nur schade dass diese im Spiel überhaupt nicht belegt ist ;-) . Derartige Schlampereien ziehen sich bedauerlicherweise durch das gesamte Spiel, die Anleitung ist hier keine Ausnahme. Zur Story gibt es nicht allzu viel zu sagen: Da in der letzten Zeit eine Reihe von berühmten architektonischen Meisterleistungen "gekidnappt" wurden, steht die Weltöffentlichkeit vor einem Rätsel, dass sich so einfach nicht erklären lässt. Neben dem Steinkreis von Stonehenge kamen ebenso die Freiheitsstatue sowie der Triumphbogen in Paris abhanden; wer dafür verantwortlich ist, kann bisher nur vermutet werden. Ganz klar dass bei einem derartigen Einsatz nur die drei Engel Dylan, Alex und Nathalie in Frage kommen können. Daher werdet Ihr von Charlie, dem sympathischen jedoch identitätslosen Boss der Truppe auf die Reise geschickt. Das Abenteuer erstreckt sich über insgesamt sechs große Abschnitte, die wiederum in kleinere Stages unterteilt sind. Somit spielt jeder der drei Hauptakteure zwei Stages pro Level, summa summarum 36 Teillevels. Hört sich zwar viel an, jedoch kann man das Spiel in circa 4-6 Stunden durchspielen, im höheren Schwierigkeitsgrad hat man aber hart zu knabbern und könnte, auf Grund vieler Versuche, einige Stündchen obenauf schlagen.


Doch zuerst geht's ab in's Hauptmenü, dass neben der Option "Neues Spiel" den Punkt "Laden" bietet. Ebenso habt Ihr Zugriff auf die Optionen ("Sound"-, "Grafik"-, "Spiel"-Optionen), desgleichen die Menüs "Bonus", "Punkte" (erreichte Highscores) und "Credits". Als Bonus erspielt Ihr Euch im Laufe des Spiels diverse Zwischensequenzen oder aber einige (unbrauchbare) Fotos der Dreharbeiten zum aktuellen Kinostreifen. Des Weiteren findet Ihr dort einen Teaser, der Euch in englischer Sprache den Film vorstellt. Entscheidet Ihr Euch jedoch für ein neues Spiel, erwartet Euch zuerst einmal Euer Auftraggeber, der Euch in Eure hochbrisante Mission behutsam einführt. Das Spielgeschehen an sich präsentiert sich von der Seite, sprich, Ihr steuert eine der drei Protagonisten durch die strikt linearen Levels. Weil Ihr den vorgegebenen Weg nicht verlassen dürft, gestaltet sich das Abenteuer schnurgerade, Abzweigungen oder versteckte Passagen werdet Ihr vergeblich suchen. Hauptaugenmerk des Spielgeschehens ist das Prügeln, entweder mit den Fäusten respektive Füßen oder aber mit diversen Objekten wie Granaten, Baseballschlägern, Schraubenschlüsseln oder auch Stöcken. Ebenso hat jede der drei Engel eine spezielle Waffe, die lediglich von ihr benutzt werden darf (Nathalie - Dartpfeil, Alex - Wurfstern, Dylan - Messer). Um an schlagkräftige Prügelwerkzeuge zu gelangen, habt Ihr zum einen die Möglichkeit des direkten Ausschaltens der Gegner, zum anderen aber findet Ihr die wertvollen Gegenstände in Kisten oder einfach auf dem Boden liegend. Wesentlich wichtiger - weil Waffen nach einigen Schlägen sowieso ihren Geist aufgeben - sind hingegen Eure Gliedmaßen. Neben einem einfachen Fausthieb haben Eure Aktricen einen Fußtritt sowie, im späteren Spielverlauf, einen Spezialtrick in petto. Mehr gibt es allerdings nicht. Die Prügelaction beschränkt sich so auf stupides "Zwei-Knöpfchen-Drücken". Da Ihr ständig von allen Seiten attackiert werdet, habt Ihr eine Menge zu tun - hoffentlich hält Euer Controller diesem Martyrium stand. Diese Art der Vorgehensweise erstreckt sich von Beginn des Spiels an bis zum bitteren Schluss - inklusive der dümmlichsten KI, die die Videospielwelt bisher gesehen hat. Zu verkraften wäre es ja gerade noch dass Eure Gegnermassen oftmals an Ecken und Kanten innerhalb der Spielgrafik hängen bleiben, vielmehr nervt das grandios schlechte Angriffsverhalten der Gegnerschaft. Lasst Ihr Eure Spielfigur beispielsweise einfach nur herumstehen ohne in's Spielgeschehen einzugreifen, dauert es über Minuten bis zwei neben Euch stehende Feinde Euer Alter Ego in's virtuelle Abseits befördert haben. Die Bösewichter wirken teilweise gezwungen aufgesetzt, atmosphärisch entfaltet das Spiel nicht mehr als ein laues Lüftchen in einer kargen Wüste - mit anderen Worten: Atmosphäre, was ist das?

"Matrix"-like präsentiert sich neben Eurer Lebensenergieanzeige der so genannte - man beachte - "Angel Enhanced Time-Modus", der bei gefüllter Anzeige das Spielgeschehen verlangsamt. Dadurch bleibt Euch mehr Zeit, Feinde aus ihren Latschen zu befördern. Ein weiteres, aufgesetztes Spielfeature ist das Punktesystem nachdem Eure Schläge bewertet werden. Knockt Ihr einen Kontrahenten aus, wird das Vorgehen durch vier verschiedene Adjektive beschrieben: war Eure Vorgehensweise "nicht schlecht" erhaltet Ihr 50 Punkte, für ein "perfekt" werden gar 500 Bonuspunkte auf Eurem Konto gut geschrieben. Im späteren Spielverlauf habt Ihr zudem die Möglichkeit "Combos" auszuführen, jedoch gestaltet sich die Durchführung als schamlose Verballhornung. Drei- bis viermal auf dieselbe Taste gedrückt und im Nu hat man eine erfolgreiche Combo gemeistert. Des Weiteren gibt es für letzteres ganze 5000 Bonuspunkte, abhängig vom Schwierigkeitsgrad gibt es für jeden 500.000er Score ein Extraleben - in einem der drei höheren Stufen ist dieses Feature auch notwendig. Interaktionen innerhalb des Spiels gibt es kaum: seid Ihr an einer Stelle angekommen, an der es augenscheinlich nicht mehr weiter geht, solltet Ihr nur ein wenig umherschauen; unter Garantie entdeckt Ihr einen Schalter oder ähnliches, der mit dem "A"-Button aktiviert werden kann. Logische Aufgaben geschweige denn Rätsel findet man natürlich nicht; wie sollte man so etwas aber bei einer solch schamlos verhunzten Präsentation auch erwarten dürfen? Veraltete Grafik, die unser geliebtes N64 in Topzeiten schon besser hinbekommen hat, sagt alles. Neben verschwommenen, unansehnlich hässlichen Texturen, erwarten den Spieler andauernde Clipping-Fehler und das von der Playstation2 nicht bekannte Anti-Aliasing (Kantenglättung) wurde komplett ausgespart. Häufig verschwinden Gliedmaßen in anderen Bildschirmcharakteren, Häuserwände werden auf unscheinbar mysteriöse Weise durchlässig. Kameratechnisch gewinnt das Spiel ebenfalls keine Preise, auch die Bewegungen der Figuren lassen zu wünschen übrig. Nathalies Rumgehopse erinnert mich zusehends an einen Gazellensprung als an eine menschliche Fortbewegungsweise. Grafisch um längen besser sind leider nur die Zwischensequenzen - retten können sie das Spiel aber nicht mehr. Wesentlich besser, wenn auch mit Sicherheit nicht überragend ist der Sound. Obwohl das Titellied des Spiels gut gewählt wurde, bleibt die weitere Untermalung eher im Mittelmaß. Häufig dudelt Sound im Stile guter alter SNES-Games über den Bildschirm, überragende Musik ertönt allerdings zu keinem Zeitpunkt. Trotz der einigermaßen überzeugenden, komplett eingedeutschten Charakterstimmen, sind die Soundeffekte im Spiel selbst teilweise ein Graus. Nathalies Schrei ist dem eines Urwaldäffchens gleichzusetzen - auf die Idee, dass das ein Mensch sein kann, wird hingegen niemand kommen ;-) .


Belustigend finde ich die Tatsache, dass man sich bei den Entwicklern dafür entschieden hat, dem Erzfeind keine Stimme zu verpassen, er schweigt Euch bei allen Begegnungen brav an - der einzige Effekt der hierdurch erzielt wird, ist die pure Lächerlichkeit. Apropos Lächerlichkeit: Irgendwie wirkt das ganze Spiel wie ein schlechter Witz. Jedes Detail wirkt lieblos und technisch um Längen veraltet. Teilweise merkwürdige Kollisionsabfragen erschweren den Eindruck von einer langwierigen Entwicklungsphase, grafisch ein katastrophaler Reinfall (die Zwischensequenzen ausgenommen!) kann das ideenlose Kampfsystem sowieso kein Schnippchen schlagen. Wie dieses Spiel Ubi Softs interne Qualitätskontrolle durchschritten hat, bleibt wohl ein Rätsel. Anscheinend war man sich dort aber im Klaren, das Spiel für unter 30 Euro in den Handel zu werfen: Oder zweifelte man etwa selbst in den hohen Etagen des Unternehmens an der eigenen (nicht vorhandenen) Qualität des Spiels? Mein Rat: Finger weg! Solchen Unfug sollte man, trotz toller Lizenz, unter keinen Umständen unterstützen.

PLUS - MINUS LISTE

+ schlagkräftige Lizenz
+ niedriger Preis (unter 30 Euro)

- lieblose Präsentation
- technisch schamlos veraltet
- kaum Handlungsmöglichkeiten
- keine Rätseleinlagen
- mieses Gegnerverhalten
- aufgesetzt wirkende Boni
- fehlerhafte Anleitung

ZUSATZINFOS / LINKS

- Publisher Ubi Soft
- GameCube Memcard
- GameCube Controller

 

KONKURRENZ

- X-Men 2
- Minority Report
- Batman: Dark Tomorrow
- Blood Omen 2
- Batman Vengeance

WERTUNG

GRAFIK:
43%

MUSIK/SOUNDEFFEKTE:
70%

MULTIPLAYER:
--%

GESAMTWERTUNG:
42%

 

Meinungen, Anregungen und sonstiges zum Test bitte an info@mag64.de

Sämtliche Inhalte wie Bilder und Texte zu diesem Artikel sind geistiges Eigentum des Mag'64. Eine Benutzung oder anderweitige Verwendung darf nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Mag'64 erfolgen.

Zurück zum Seitenanfang